
Hi, ich würde gerne zum EasyjetSchalter. "Der ist in Schönefeld." Mit dieser beschissenen Wahrheit stand ich nun knapp eine Stunde vor Abflug in Tegel. Meine Sonnenbrille und das Feiertagsgrinsen wichen dem blanken Ausdruck von Panik. Ich bin so ein Spacko! Und um dieser Erkenntnis den nötigen Nachdruck zu verleihen, hatte ich nicht einmal eine Telefonnummer meiner Kontaktperson dabei. Da wurde ich einmal aufs Electronic Beats Festival eingeladen und dann sowas. Da ich mich schon riesig auf die Reise gefreut hatte, beschloß ich den Scheiß dann auch richtig durchzuziehen. Ich sprang nach einer Phase totaler Verwirrung und Entscheidungsunfähigkeitsstarre zu einem Taxifahrer und eröffnete eine rasante Fahrt von Flughafen zu Flughafen; dass heißt einmal auf die andere Seite dieser Stadt mit dem Satz "Sie können mich retten, wenn sie das mit mir gemeinsam probieren wollen."
Wir probierten es gemeinsam. Ich telefonierte im Taxi wie wild - und am Ende sogar mit Pierre von MitVergnügen unserem freundlichen Reiseleiter, den ich über meine verspätete und verpeilte Aktion informierte. Er riet mir davon ab die Kohle in das Taxi zu investieren, da waren wir aber schon auf der Autobahn. Was soll ich sagen: ich bin der noch lebende Beweis, dass man das schaffen kann. Etwa eine halbe Stunde später hatte ich mich mit meinem Handgepäck durch den Securitybereich und die hässlichen Gänge des Schönefelder Flughafens gehetzt und saß mit schlagendem Herzen im Boardingraum. Meine Verpeileraktion erwieß sich als strategisch sehr günstig, da ich mich als einizige bei den anderen Reiseteilnehmern nicht mehr vorzustellen brauchte. Mein Name hatte die Runde gemacht.
Schließlich wohlbehalten im Flugzeug angekommen hatte ich eine Menge Spaß mich an den grazilen Bewegungen unserer/s StewardEss mit Namen Daniell zu ergötzen. Wir landeten nach einer kurzen Flugzeit im verdammt regnerischen Budapest. Am Ausgang wurden wir mit einem Schild empfangen auf dem "Nicolas Jaar" prangte. Das sollte den Konzertabend entsprechend einleiten. Tight!
























Wir checkten im Hotel ein, dass einen Platz vis-à-vis mit dem Parlamentsgebäude auf der anderen Donauseite hatte. Dann ging es auch schon los zum gemeinsamen Dinner und anschließend zur Venue. Sara entdeckte sogleich die Kabine von Nico - zu Interviews war er leider nicht bereit. Also blieb uns nur noch die Bar zu stürmen, denn natürlich hatten wir Getränkemarken. Mit einem stilvollen Mix aus VodkaGranberry und Dosenbier machten wir uns diesen Abend zu unserem eigenen Festival. Die Klassenfahrt war ein Erfolg. Nicolas Jaar schnulzte mit Saxophon und ambitioniertem Gitarristen unsere Ohren voll und die Fingerfertigkeiten von Jeremy Ellis bei Mostly Robot flashten mich weg. Pünktlich zum Mainact Modeselektor kochte der Saal. Wir wurden aus dem Fotograben verbannt und stürzten uns in den Mob. Schwitzende, halbnackte Ungarn lachten uns manisch an, umarmten und wirbelten uns herum. Als die megamäßige Kissenschlacht losging, gab es kein Halten mehr. Mir gelang es den Film in meiner Kamera just in diesem Moment zu wechseln, als wir eine fette Champagnerdusche erhielten. Der Mist brennt in den Augen schlimmer als Wasserstoffperoxid. Wir tanzten auf, mit und unter unendlichen Mengen aus Kissenfüllungen. Das weiße Zeug flog uns nur so um die Ohren. Gegen 4Uhr stahlen wir die roten Lilien aus Nicos Kabine und uns davon "Auf einer Skala von 10; wie betrunken bist du?" Die Antwort war eine Lüge. Und das Taxi hätten wir uns sparen und nachhause laufen können. Frühstück gab es an der Tankstelle neben dem Hotel. Wie das so ist, schmecken die Dinge, die man im euphorisierten und alkoholisierten Zustand einnimmt immer einfach göttlich.
Wir verwüsteten das Hotelzimmer und verschliefen das Frühstück gehörig. Die Reisegruppe sammelte sich in der Hotellobby und wir sahen vom Taxi aus endlich mal ein bisschen von der Stadt. Vor dem Flughafen warteten wir auf die Bekanntgabe des Gates. Und wie wir da so saßen wurde mir der Boardingpass quer über den Anfahrtsbereich des Flughafens geweht. Während ich versuchte mit den Füßen den Wisch zu fixieren, sandte ich Stoßgebete zum Himmel, dass ich mir nicht auch noch bei der Abreise einen weiteren Fauxpas erlauben dürfte. Slapstickmäßig hoppelte ich dem Papier hinterher un sorgte für Ahhhs und Ohhs und am Ende für Zuspruch meines umstehenden Publikums. Es blieb nichts anderes übrig, als sich die Freakshow der Lüfte by EasyJet mit einem weiteren Glas Rotwein schönzutrinken.
Liebe Electronic Beats by Telekom: es war mir ein Fest und danke für diese aufkratzenden 24Stunden Budapest!!! Für meinen Versuch einer Tatsachenbeschreibung für offizielle Zwecke wendet euch bitte diesem Text auf styleranking zu.
Modeselektor live in Budapest (2012) from Electronic Beats on Vimeo.
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Hahaha. Das mit dem Flughafen kann einem nicht ernsthaft passieren! :D zu gut, dass es noch geklappt hat.
ReplyDeleteSchöne Fotos sind's geworden! :)
Oh, ich muss weinen, wenn ich das lese. Das nächste mal versuche ich das mit den Tickets nicht zu verplanen ;)
ReplyDeleteIch mag das Muschi-Tanktop sehr gern.
ReplyDeletehttp://realitaetsbewusst.blogspot.de